Jäger und der Wohnungsbau

Wölfe sind in Wälder Deutschlands zurückgekehrt. Nicht jeder ist glücklich darüber, die Jäger und die Bauern fürchten um ihre Tiere. Tatsächlich fürchten nur die Bauern um ihre Tiere, die Jäger fürchten um ihre Beute. Wölfe sind wichtig für ein stabiles Ökosystem in unseren Wäldern. Die Jäger können die Aufgabe der Wölfe nicht übernehmen, weil Wölfe nach anderen Kriterien jagen. Wölfe suchen sich nicht das größte und gesündeste Tier aus und wollen keine Trophäen behalten. Dies ist laut Naturschützern der Unterschied, wieso nach 150 Jahren ohne Wölfe die Population der Wildschweine und des Rotwilds das Gleichgewicht des Ökosystems in unseren Wäldern stören.

Ähnlich geht es im Moment dem Wohnungmarkt. Wir haben ihn an den „freien Markt“ übergeben und er kriegt es nicht hin einen stabilen Wohnungsmarkt zu etablieren. Vor einigen Jahren hat mein Büro in ein anderes Gebäude umziehen müssen, weil das ganze Carré in der Stadt platt gemacht und Hotelgebäude darauf neu errichtet wurden. Es ergibt volkswirtschaftlich keinen Sinn, dass mehrere Gebäude, die eine Renovierung in Form neues Bodenbelags und neuer Sanitäranlagen gebraucht hätten, zerstört werden. Es ergibt aus Sicht der Umwelt und der Nachhaltigkeit keinen Sinn, dass Tonnen von Beton und anderen Baumaterialien, die vor höchstens 50 Jahren verbaut wurden auf die Müllhalde kommen. Es ergibt keinen Sinn, dass da wo Büroräume und Wohnungen gebraucht werden, diese abgebaut und dafür Hotels gebaut werden.

Die Abriss-Anstalt zeigt, das was ich bereits verstanden hatte: Es ergibt schon Sinn, aber nur für die Investoren und das Kapital. Die Jäger unserer Gesellschaft, die die Aufgabe haben fürs Gleichgewicht zu sorgen. Dabei ist uns allen klar, dass das Ziel der Investoren kein soziales ist, ihr Ziel ist es Geld zu verdienen. Der Gesetzgeber versucht hier und da Stellschrauben zu setzen, um das Soziale zu fördern – das ist diese scheinbar überflüssige überbordernde Bürokratie – aber kommt gegen das Ideenreichtum der Investoren nicht an.

Der Kapitalismus ist gut darin Innovationen zu einer Marktreife und unter die Menschen zu bringen. Aber all die Probleme, denen wir im Moment gegenüber stehen: Müllberge, Wohnungsmangel, Umweltverschmutzung bis hin zum Klimawandel, sie werden erst dann von der „freien Marktwirtschaft“ angegangen, wenn wir sie direkt monetarisieren. Denn das scheint die einzige Meßgröße der Kapitalgeber zu sein.

Wenn ich mit Gebäuden Geld verdiene, dann interessiert mich die wachsende Baustoffmüllhalde, die nur zum Teil für Wiederverwertung sorten kann, nicht. Mein Ziel als Investor ist, auf der mir zur Verfügung stehenden Fläche möglichst viel Geld zu verdienen. Da die Fläche begrenzt ist, können nur die steigenden Preise helfen. Mit sozialem Wohnungsbau klappt das nicht. Genau so wenig bin ich als Investor von einem großen Wohnungsangebot begeistert, den dieser sorgt für fallende Preise – das Grundprinzip der „freien Marktwirtschaft“ Angebot und Nachfrage regeln den Preis.

Vielleicht sollten wir endlich Wohnung als Teil der Daseinsvorsorge betrachten und den Wohnungsmarkt in kommunale oder genossenschaftliche Hände geben. Beispiele, dass dies funktioniert gibt es genügend. Es gibt Miet- und Baugenossenschaften, die Miete zur Erhaltung der Wohnungen nutzen und nicht zur Gewinnerzielung. Und siehe da – die Mietpreise sind ein echter Außreißer nach unten. Die Stadt Wien sorgt als größter Vermieter weltweit für bezahlbares Wohnen in einer Großstadt.

Der Weg zu mehr bezahlbaren Wohnraum und nachhaltigerem Bauen führt nicht durch weniger Bürokratie, sondern durch Herausnahme des Sektors aus der Gewinnerzielung.

Wir sollten nicht schauen, wie die Jäger besser zu regulieren sind, sondern einpaar Wölfe einziehen und sich ausbreiten lassen. Die schöne Nachricht ist, dafür müssen wir nicht auf die Politik warten. Egal wie ihre aktuelle Wohnsituation aussieht: Anteile an einer Mietergenossenschaft in ihrer Nähe sind nicht so rentabel was das Geld angeht – besser als ein Sparbuch sind sie allemal – aber es ist eine sozial- und umweltverträgeliche Anlage in Ihre unmittelbare Umgebung. Und kann als eine Art Versicherung im Notfall auch den Zugang zum bezahlbaren Wohnraum für Sie selbst sichern.

2 Kommentare

  1. Wenn einzelne unverschämt Reiche mit Investitionen in Umweltschutz noch unverschämt reicher werden könnte, wären wir der sauberste Planet des ganzen Universums. Die Umwelt wäre sauberer, als zur Zeit der Urmenschen.

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