Ich bewundere Terentia Kenny! Kennen Sie sie? Ich auch nicht und trotzdem bewundere ich sie. Das liegt an der Inschrift auf einer Sitzbank in Edinburgh.
Als erstes sind mir die Holzbänke am Hafen in Newhaven aufgefallen. Glänzend wie frisch lackiert sind sie so nah am Meer unter freiem Himmel nicht zu übersehen. In der Mitte jeder Rückenlehne ist eine Widmung angebracht. Nicht ungewöhnlich bei Spenden an die Öffentlichkeit. Als ich die Schilder etwas genauer lese, stellen sich die Bänke als Gedenkstätten für Verstorbene heraus: ein geliebter Sohn, der von der hohen See nicht zurück kam; geliebter Mann. Auf einer Bank mehrere Schilder – eine Familie, die zu verschiedenen Zeiten verstorbene Familienmitglieder wurden nach und nach ergänzt.
Unter „memorial bench“ finde ich im Internet heraus, dass das keine Eigenart von Edinburgh ist, auch wenn ich so was noch nie gesehen habe.
Immer und immer wieder lese ich „beloved“ – geliebt. Scheint die Norm zu sein und klingt -virlleicht genau deswegen – nichtssagend wie „nett“ bei Beschreibung lebender Menschen. Bitte nicht falsch verstehen, lieben und geliebt zu werden, halte ich für sehr wichtig. Wenn eine Bank in memoriam der Öffentlichkeit gespendet wird, dann gehe ich davon aus, dass die Person geliebt oder zumindest geachtet wurde. Namen und Daten … irgendwann sehe ich mir die Schilder nicht mehr genau an, bis ich an dieser Bank vorbei laufe, das Schild aus den Augenwinkeln sehe, stehen bleibe, umkehre, lese nochmal und muss schmunzeln.
Zweifelsohne war Terry – Terentia Kenny geliebt, sie war aber anscheinend mehr. Sie war außergewöhnlich. Ich sehe es förmlich vor mir, wie die Familie die sicher zu früh gegangene Ehefrau und Mutter zu beschreiben versucht und nach mehreren „So können wir das nicht schreiben!“ sich auf eine besondere Formulierung einigt. Keins der Adjektive, die für diese Gelegenheit statthaft sind, können auch nur annähernd ihr gerecht werden. Und was gibt es schöneres, als ein Leben gelebt zu haben, von dem die Lieben an Passanten nur ein verschmitztes „very special“ offenbaren mögen?

Und deswegen bewundere ich Terentia Kenny.

So etwas habe ich noch nicht gesehen, finde aber eine sehr schöne Tradition!
Finde ich auch.