Zum leuchten bringen

„Um ein Drittel kürzen, dann wird er gut“, meinte einer der Seminarleiter zu meinem Hausaufgabentext. Was er nicht wusste, ich hatte bereits fast um die Hälfte gekürzt. Beim Kürzen geht es darum alles, was den Text langatmig macht, zu streichen. Das setzt voraus, dass der Autorin klar ist, was sie mit dem Text transportieren möchte. Was ist der Kern? Komplizierte Sätze werden in kürzere mit klarer Botschaft aufgeteilt und alles Abstrakte gelöscht.

Ein Algorithmus hat den Artikel von Gunter Dueck von 2006 „Logik erster Ordnung: Warteschlangen“ neulich für mich an die Oberfläche gespült. Darin geht es im Wesentlichen darum, dass 15% der Arbeitszeit unverplant bleiben muss, damit keine Warteschlangen entstehen. Die Steigerung der Effizienz bei den Ärzten führt zu Ineffizienzen bei Patienten, den die sind diejenigen, die das Uneingeplante mit ihrer Zeit in Wartezimmern ausgleichen müssen. Durch die Effizienz bei Projektbeteiligten liegen wichtige Projekte auf dem Wartestapel.

Vielleicht sollte ich die Aufgaben, die nun mal da sind genauso wie einen Text behandeln, alles, was nicht zum Kern gehört, wird gestrichen. Die übermäßig komplizierten Vorgänge vereinfacht oder gestrichen.

Abgesehen davon, dass dann weniger Aufgaben auf Erledigung warten, können die wichtigen gut erledigt werden, wenn es so klappt wie mit dem Text. Denn nach einer weiteren Kürzung des Textes sah ich was der Seminarleiter prophezeite: „Die mittelguten Stellen streichen, das lässt die Guten mehr leuchten!“