Das Zuhause meiner Kindheit

Gebäude des Hauptbahnhofs in Taschkent
Bild von https://de.wikipedia.org/wiki/Taschkent

Vor ziemlich genau 35 Jahren kam ich zusammen mit meinen Eltern und meiner Schwester als Aussiedlerin nach Deutschland. Die Heimat der Vorfahren. Seit ich denken kann, war es der Traum der Familie wieder nach Deutschland überzusiedeln. Und so kam ich als Teenagerin in eine neue Heimat, die immer als die eigentliche Heimat galt.

35 Jahre später traue ich mich zum Zuhause meiner Kindheit zurückzukehren. Es gab viele Gründe, wieso es nicht früher ging, ob sie gut oder vorgeschoben waren, kann ich noch nicht sagen. Ich merke nur, dass ich eine gewisse persönliche Stabilität gebraucht habe, um mich auf den Weg zu machen. Und ich merke, dass viele Gefühle allein im Vorfeld der Reise in mir auflodern.

Seit meiner Wegfahrt ist viel Geschichte passiert. Ich meine nicht die kleinen persönlichen Geschichten, die zweifelsohne dafür gesorgt haben, dass ich eine andere Person bin als die, die vor vielen Jahren in freudiger Erwartung an einem herbstlichen Morgen in den Zug stieg. In dieser Zeit ist auch große Geschichte passiert, das was eines Tages in den Lehrbüchern nachzulesen sein wird. Die Stadt meiner Kindheit ist nicht mehr im Land meiner Kindheit. Die Sowjetunion gibt es nicht mehr. Die Republik Usbekistan ist zu einem eigenständigen Staat geworden.

Wie ist es das Zuhause meiner Kindheit zu besuchen? Werde ich die Stadt, den Viertel wieder erkennen? Kommen Erinnerungen hoch, die schon längst vergessen schienen? Gespannt und mit einer gewissen Demut erwarte ich die Reise im April nächsten Jahres.

Die Resievorbereitungen und Erinnerungen werden mich nun ein halbes Jahr begleiten.