Lärmend waren gestern Kolleginnen und Kollegen zur Bank gekommen und hatten ihre Einsamkeit unterbrochen. Nun schob sie mit den Stiefeln die Herbstblätter zur Seite. Irgendwo hier müsste ihr Notizbuch liegen. So viele Blätter sind über Nacht von den Bäumen gefegt worden. Blätter, die den ganzen Boden verdeckten und die Suche nach den Schätzen des Waldes – Pilzen, Zapfen, besonderen Holzstücken – erschwerten. Wären alle Blätter wie durch einen Zauber an einer Stelle heruntergekommen, gäbe es eine Lawine, dafür wäre der restliche Waldboden frei für die Schatzsuche.
Im Notizbuch sammelte sie besondere Worte, Sätze, Geschichten. Täglich unter vielen Menschen, alles von fremden Wörtern bedeckt. Die wenigen Augenblicke, die sie für sich freilegen konnte, bescherten ihr kleine Wortschätze, die sie akribisch im Notizbuch festhielt. Im Notizbuch, der nun unter der Herbstlaubdecke verschwunden war. Das Notizbuch war ihr kleiner Schatz.
Entstanden aus dem Schreibimpuls der Prosaistinnen.