Immer lecker

Aus der Reihe: Das Zuhause meiner Kindheit

Neulich hat meine Tochter aus Sahne Butter gemacht. Sie war sehr lecker. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Butter selbst zu machen. Vielleicht weil in der Kindheit vieles gemacht und wenig fertig gekauft werden konnte. Ich genieße es einfach, nicht alles selbst zu machen.

Meine Tochter, die immer alles kaufen kann, freut sich, wenn sie ihr Können testen kann. Den Experimentiergeist bezüglich Essen und Backen hat sie von meiner Mutter. Meine Mutter ist eine Back- und Kochfee. Rezepte nimmt sie nur als Anregung, experimentiert damit und findet die best mögliche Variante. Die Experimente sind dabei keines Falls Wegwerfprodukte. Im Zuhause meiner Kindheit waren Lebensmittel, auch die grundlegendsten, nicht einfach so im Laden zu kaufen. Man holte nicht das, was man gebraucht hätte, sondern das, was es gerade im Laden gab und man verwerten konnte. Vielleicht war es ein Teil der Notwendigkeit, wieso meine Mutter gern beim Kochen und Backen experimentierte. Ihr Experimentiergeist hat seit wir in Deutschland leben nicht nachgelassen, die vielen, jeder Zeit kaufbaren Ingredienzien ergeben eine viel größere Anzahl an Möglichkeiten und meine Mutter nutzt sie gern, um noch mehr ausprobieren zu können.

Wenn ich schreibe, die Ergebnisse der Experimente haben wir immer gegessen, klingt es vielleicht nach ungenießbarem Essen. So war und ist es bei Weitem nicht. Jedes Experiment hatte immer lecker geschmeckt, nur nicht immer den Ansprüchen oder Vorstellungen meiner Mutter entsprochen, was sie zu mehr Experimenten und Verfeinerungen veranlasste. Die Qualität der Ergebnisse ist so gewiss, dass wenn meine Kinder wissen – Oma kocht – dann gibt es keine Fragen, was sie denn genau kocht, weil es bei Oma auf jeden Fall immer lecker schmeckt.

Einmal war ich als Kind dabei, als meine Mutter vom Sohn einer Arbeitskollegin – der gerade in der Konditorlehre war – lernte, den Bisquitteig zu machen. Weder die Arbeitskollegin, noch meine Mutter hatten ein elektrisches Rührgerät. Die Bisquittorten waren alle wunderbar, obwohl meine Mutter das Eiweiß per Hand fest schlagen musste. Auch dieses Rezept verfeinerte sie immer weiter, zusammen mit der Dekoration der Torten, so dass die Aufträge für etliche Hochzeitstorten in der Großfamilie an meine Mutter gingen.

Als ich auszog und glaubte, das Wissen um die Koch- und Backzauberei meiner Mutter durch Rezepte einfach so bekommen zu können, wurde ich eines Besseren belehrt.

Die Rezepte hatten immer Passagen wie „und dann so viel Milch einrühren, bis die Konsistenz gut ist“. Auf die Frage: „Wann ist die Konsistenz gut?“, kommt in der Regel ein: „Du wirst es merken, es darf nicht zu flüssig und nicht zu fest sein.“ Da ich nicht die Erfahrungen meiner Mutter habe, merke ich in der Regel nicht, wann die Konsistenz gut ist und verfeinere nun meine Koch- und Backkünste nach und nach durch Ausprobieren.

Dieser Eintrag klingt so, als wäre er über meine Mutter und ihre Koch- und Backkünste. Das täuscht, denn meine Mutter, das leckere Essen, die tollen Kuchen und Torten sind aus dem Zuhause meiner Kindheit nicht wegzudenken.

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