In der Stadt aufgewachsen, habe ich als Kind davon geträumt, einen Hund zu haben. Als meine Großeltern ein Haus mit Garten hatten sie einen Hund. Ich war damals so klein, dass nur ein-zwei vage Bilder im Kopf geblieben sind und die Sehnsucht nach einem Hund.
Als ich in die Vorstadt mit nun schon eigenen Kindern zog, war die ganze Familie damit einverstanden, dass ich mir den Traum vom Hund erfülle. Als wir unsere Trixi holten, hatte sie in eine Hand gepasst. Klein und süß tapste sie in unsere Herzen. Ich erinnere mich an ihre erste Nacht bei uns. Da sich der kleine Welpe in der neuen Umgebung allein fühlte und auch raus musste, fluchte ich: „Was habe ich mir angetan, gerade erst ist die Zeit gekommen, dass die Kinder durchschlafen und jetzt hole ich mir noch ein Baby ins Haus, das nicht mal meins ist.“
Sauberkeitserziehung, allein bleiben, Urlaubsmanagement: Wegfahren mit Hund oder passende Betreuung organisieren – alles hatten wir zusammen gemeistert. Von einem tapsigen Welpen zu einer gesetzten Dame und irgendwann zu einer altersschwachen Lady hatte uns Trixi 17 Jahre lang auch beim Umzug in eine Stadtwohnung begleitet. Der Abschiedsschmerz war groß. Meine jüngste Tochter kam nach Trixi in die Familie, sie kannte die Familie nur mit Hund, sie hat am meisten gelitten. Zusammen mit der Trauer um den Verlust verspürte ich auch eine Erleichterung. Die letzten Wochen mit Trixi waren besonders anstrengend. Die Last einen Hund zu haben, der auf einmal viel öfter raus musste, dafür die Treppen nicht mehr allein bewältigte, war mit einemmal weg. Meinen Kindertraum hatte ich mir erfüllt. Nach und nach ziehen die Kinder aus. Ich freue mich auf weniger Verantwortung, war noch vor einem Jahr meine Erklärung an eine Kollegin, die sich nach dem Tod ihres Hundes nach einem neuen umschaute.
Vor einigen Wochen passierte etwas. Bei einem Bummelzug durch die Stadt mit meiner Jüngsten sahen einen Hund – nicht den ersten – und unterhielten uns über Hunde – ebenfalls nicht zum ersten Mal, und ich wusste auf einmal, es ist wieder soweit: Ich möchte wieder einen Hund.
Ich habe weder vergessen, dass ein Hund zusätzliche Verantwortung bedeutet, noch den Aufwand der ersten Wochen mit neuem Familienmitglied, noch bin ich weniger unternehmungslustig geworden.
Während ich bei einigen meinen Sinneswandel zu erklären versuchte, nickten Menschen mit eigenen Hunden nur lächelnd, ohne nach Gründen zu fragen. Es ist fast so, wie mit Kindern: die Menschen, die Kinder haben, fragen nicht, was so toll daran sei. Diejenigen, die keine Kinder haben, kennen alle Statistiken zu Kosten, die Kinder verursachen und schütteln nur den Kopf, weil den Einschränkungen und Kosten vermeintlich nichts entgegensteht. Das glücklich verklärte Lächeln der übermüdeten Eltern können sie höchstens mit einer Geisteskrankheit erklären.
Ohne es vernünftig erklären zu können, bin ich mir ganz sicher: es kommt demnächst ein Familienmitglied auf vier Pfoten in unsere Stadtwohnung.